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Die Stadtmusik zwischen Gründung und 125jährigem Jubiläum

 

Seit dem Jahr 1687 sind in Emmendinger Niederschriften immer wieder Bürger genannt, die als Musikanten in Erscheinung getreten sind und als solche wohl auch Aufgaben wahr genommen haben. Ebenso wurde auch von städtischer Seite immer wieder der Versuch unternommen, Musikanten anzustellen - was jedoch stets an den nicht vorhandenen finanziellen Mittel scheiterte.

Doch erst 1801 wird eine "Music" erwähnt, die bei einem Kirchenfest aus Anlass des Friedens von Lunéville auftrat. Aus den folgenden rund fünfzig Jahren ist dann immer wieder von der Gründung, aber auch der Auflösung von "Musikgesellschaften" die Rede. Alle diese Bestrebungen endeten jedoch mit der Niederschlagung der Badischen Revolution im Jahre 1848 und dem Verbot jeglicher Vereinstätigkeit im Jahre 1849.

Die Wende brachte dann das Jahr 1860, als in Emmendingen die Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde und diese am 26. Dezember den Gemeinderat bat, eine "Musik des Feuerwehrcorps" gründen zu dürfen. Dieser Bitte kam der Gemeinderat umgehend nach und beschloss, die Kosten für den Kauf der Instrumente und die Entlohnung des Musikdirektors zu übernehmen.

Mit Datum vom 4. März 1861 wurde dann die "Feuerwehrmusik" und damit die heutige "Stadtmusik", ins Leben gerufen. Erster Dirigent war der pensionierte Kapellmeister Koch, der eine Freiburger Militärkapelle leitete.

Bereits sechs Jahre später, 1867, wurde den männlichen Jugendlichen eine musikalische Ausbildung angeboten, in dem man eine "Knabenmusik" ins Leben rief.

1873 gründete sich eine weitere Musikgesellschaft des Bürger- und Verkehrsvereins, bei der recht bald auch nahezu alle Mitglieder der Feuerwehrmusik mitspielten, was dazu führte, dass die Feuerwehr die von ihr gekauften Instrumente "requirieren" lassen wollte. Doch wie glücklicherweise so oft, kam es auch hierbei zu einer Lösung: die Musiker durften ihre Instrumente behalten, verpflichteten sich jedoch gleichzeitig, auch bei städtischen Festlichkeiten usw. aufzutreten und mitzuwirken.

Erstmals im Jahre 1874 wird die Musikgesellschaft in einem Ratsprotokoll "Stadtmusik" genannt. Das erste Übungslokal war im Saal der Brauerei Stuck in der Landvogtei, wurde ab 1875 aus Platzgründen in den Bürgersaal des Rathauses verlegt.

Aus all den Protokollen und Aufzeichnungen ist zu ersehen, dass die ersten Jahrzehnte der Stadtmusik insgesamt recht turbulent verliefen und wohl alles in allem nicht einfach waren. Das zeigt sich auch ganz deutlich an der Tatsache, dass sich die musikalischen Leiter in relativ rascher Folge ablösten. Dies änderte sich jedoch schlagartig, als der Oboist und Zweite Kapellmeister beim Infanterie-Regiment 133 in Freiburg, Franz Meier, im Jahre 1881 neuer musikalischer Leiter der Stadtmusik wurde und diese Funktion vierzig Jahre lang mit großem Erfolg ausübte.

Bereits zuvor, im Jahre 1879, wurde am zweiten Weihnachtsfeiertag (Stephanstag) erstmals ein Konzert durchgeführt, das zur Tradition werden sollte und als "Stephanskonzert" sich noch heute sehr großer Beliebtheit erfreut.

Über viele große und herausragende musikalischen Erfolge in den kommenden Jahren berichten die vorhandenen Aufzeichnungen sehr ausführlich. Diese erfolgreiche Zeit ging jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu Ende, weil die meisten Musiker zum Wehrdienst einberufen wurden. Kapellmeister Meier machte aus der Not eine Tugend und lernte sehr schnell junge Leute an, die zweimal wöchentlich zusammen probten und somit die Kapelle am Leben erhielten. Es war übrigens die einzige Musikkapelle in Baden, die auch während dieses Krieges weiter existierte.

Nach dem Tod von Kapellmeister Franz Meier im Jahre 1921 übernahm der damalige Erste Vorsitzende Karl Schmidt auch das Amt des Dirigenten, das er bis 1937 sehr erfolgreich ausübte. Sein Nachfolger wurde der pensionierte Militär-Musikmeister Albert Lühmann.

Im September 1938 wurde der Vorstand des Stadtmusikvereins auf Verlangen der Machthaber aufgelöst und die Vereins-Leitung an Bürgermeister Franz Hirt übertragen.

Obwohl auch bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die meisten Musiker zum Militärdienst eingezogen wurden, gelang es in den folgenden schweren Jahren immer wieder, eine spielfähige Kapelle zu erhalten. Nach der Kapitulation im Jahre 1945 wurde auch die Stadtmusik durch die Besatzungsmächte aufgelöst. Doch bereits im Sommer 1946 bemühte sich der Gemeinderat und Bürgermeister Karl Faller um die Wiederaufnahme des Musiklebens in der Stadt - und zwar sehr erfolgreich: im August 1946 fand dann auch schon die erste Probe der neu formierten Kapelle statt. Erste Konzerte auf dem Marktplatz, im Stadtgarten und anderswo folgten unmittelbar.

Und auch das "Stephanskonzert" wurde bereits 1946 erstmals wieder - im Saal des Hotel "Dreikönig" - durchgeführt. Ein Jahr später wurde eine Schülerkapelle ins Leben gerufen, welche dann bereits beim Stephanskonzert 1947 ihren ersten Auftritt hatte.

1950 wurde beschlossen, der "Stadtmusik" den Vereinsstatus zurück zugeben und sie wieder "Stadtmusikverein" zu nennen, die von einem Vorstandsgremium geleitet wird. Bürgermeister Karl Faller wurde Präsident und Robert Burkhart Erster Vorsitzender. Im gleichen Jahr wurde Gustav Kleinschmidt Nachfolger von Albert Lühmann als Dirigent.

Das 100jährige Gründungsjubiläum im Jahre 1961 wurde mit einem großen Fest, an dem zahlreiche Kapellen aus dem In- und Ausland teilnahmen begangen und in das Verbandsmusikfest des Oberbadischen Volksmusikverbandes Breisgau mit eingebunden.

Nach fast achtzehn Jahren erfolgreicher Arbeit legte Gustav Kleinschmidt im Jahre 1968 sein Amt als Dirigent nieder. Nachfolger wurde Hermann Freybott. Zwei Jahre später gab es auch einen Wechsel in der Vereinsspitze: nach zwanzigjähriger Tätigkeit als Erster Vorsitzender trat Robert Burkhart von seinem Amt zurück; Wolfgang Kleißler wurde sein Nachfolger. Doch bereits nach zwei Jahren, 1972, löste ihn Theobald Wipfler im Amt ab und übte es dann in den nächsten achtzehn Jahren überaus erfolgreich und sehr nachhaltig aus.

Das Stephanskonzert, das bisher im "Blumen-Saal" stattfand, wurde ab 1968 in die neu erbaute "Fritz-Boehle-Halle" verlegt.

Das 110jährige Vereinsjubiläum wurde 1971 zusammen mit dem Bezirksmusikfest des Oberbadischen Blasmusikverbandes Breisgau ausgerichtet und gefeiert. Mit dabei - neben einigen anderen Kapellen - waren auch die beiden mit der Stadtmusik befreundeten Kapellen Burgdorf aus der Schweiz und Latsch in Südtirol.

Aus gesundheitlichen Gründen musste Musikdirektor Hermann Freybott 1974 seine Tätigkeit als musikalischer Leiter aufgeben, erklärte sich aber bereit, es weiter auszuüben, bis ein Nachfolger gefunden ist. Auch Oberbürgermeister Karl Faller gab sein Amt als Präsident der Stadtmusik nach 25 Jahren ab. Durch eine Satzungsänderung wurde gleichzeitig die bisherige Position des Präsidenten abgeschafft und beschlossen, dass statt dessen in Zukunft ein Vertreter der Stadt Emmendingen Mitglied des Vorstandes sein wird. Der damalige Bürgermeister Hans Peter Schlatterer übernahm dieses Amt und übte es dann weiterhin auch während seiner gesamten Amtszeit als Oberbürgermeister aus, ebenso wie seine beiden Nachfolger Ulrich Niemann und Stefan Schlatterer.

Im Rahmen des Stephanskonzerts 1975 übergab Hermann Freybott den Taktstock an seinen zwischenzeitlich gewählten Nachfolger Heinz Vosseler. Dessen größtes und vordringlichstes Aufgabengebiet war es, möglichst schnell die Jugendarbeit in der Stadtmusik zu beleben und voran zu bringen, um ein Jugendorchester aufzubauen. Ein Aufruf an die Bevölkerung war überwältigend: mehr als 50 Jugendliche meldeten sich spontan und bereits beim Stephanskonzert 1976 hatte das neue Jugendorchester seinen ersten erfolgreichen Auftritt.

In den folgenden Jahren entwickelte sich die Stadtmusik und das Jugendorchester sowohl personell und vor allem musikalisch. Eine neue Uniform wurde 1978 beschafft und im Rahmen des Stephanskonzerts vorgestellt; sie sollte die Stadtmusik über zweiunddreißig Jahre lang begleiten.

Die Rheintal Musikanten - die volkstümliche Abteilung der Stadtmusik - wurden 1983 von Harald Metzger gegründet.

Vom 14. bis 16. September 1984 weilte die Bürgerkapelle aus Latsch in Südtirol zu einem Freundschaftsbesuch in Emmendingen.

Die Aufzeichnungen darüber, welche Konzerte die Stadtmusik und das Jugendorchester veranstaltet haben, bei welchen Anlässen für die Stadt Emmendingen oder bei Jubiläen und ähnlichem von Vereinen, Einrichtungen und Institutionen, bei kirchlichen Feiern, an der Fastnacht, beim Weinfest, sowie über die jeweils sehr erfolgreiche Teilnahme an Wertungsspielen in Emmendingen und anderen Orten spiegeln ein überaus reges und erfolgreiches Wirken der folgenden Jahre und Jahrzehnte wider.

Ein ganz besonderes Jahr war 1986: die Stadtmusik konnte ihr 125jähriges Bestehen feiern. Und sie tat es sehr ausgiebig und überaus vielseitig: Festbankett, Festkonzerte, Marschmusikkonzert mit dem Großen Zapfenstreich auf dem Schlossplatz, Festgottesdienste in der katholischen und der evangelischen Stadtkirche, sowie ein Bezirkskonzert unter Beteiligung der Musikvereine aus der Nachbarschaft - aber auch mit einer Brassband aus Emmendingens Partnerstadt Newark-on-Trent waren weitere Glanzpunkte des Jubiläumsjahres.

Eine Reise vom 18. bis 20. April 1986 zur befreundeten Bürgerkapelle Latsch in Südtirol war ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr.

(Vorstehende Aufzeichnungen sind der Chronik entnommen, welche der frühere Stadtarchivar Ernst Hetzel aus Anlass des 125jährigen Jubiläums der Stadtmusik verfasst hat.)